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Neues aus dem Klinikum

Der kleinste Herzschrittmacher der Welt

Mittwoch, 28. Mai 2025, 09:26 Uhr
Micra in heart (Foto: SHK) Micra in heart (Foto: SHK) Im Nordhäuser Südharz Klinikum ist in den vergangenen Tagen erstmals der kleinste Herzschrittmacher der Welt, eine Kardiokapsel, einem Patienten erfolgreich eingesetzt worden. Wie der Chefarzt der Kardiologie, Dr. Martin Koval, mitteilt, handelt es sich bei diesem Herzschrittmacher um das Medtronic Micra Transcatheter Pacing System, kurz TPS. “Ich freue mich, dass wir diese neue Therapie unseren Patienten im Landkreis Nordhausen und Umgebung jetzt anbieten können”, berichtet Oberarzt Dr. med. Sören Linsel, der die Implantation durchgeführt hatte.

Die Kardiokapsel ist weniger als ein Zehntel so groß wie ein herkömmlicher Schrittmacher, etwa so groß wie eine Vitamintablette. Sie bietet die fortschrittlichste Herzschrittmachertechnologie und ist dabei kosmetisch unsichtbar und klein genug, sodass sie über einen Katheter minimalinvasiv unmittelbar ins Herz eingebracht werden kann.

Sobald die Kardiokapsel positioniert ist, wird sie an der Herzwand befestigt und kann bei Bedarf umpositioniert oder entfernt werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Schrittmachern sind bei der Kardiokapsel weder „Drähte“ (Elektroden) erforderlich, noch muss operativ eine „Tasche“ unter der Haut angelegt werden. Stattdessen wird das System mit winzigen Titanärmchen in der Herzwand verankert und gibt über einen Pol an der Spitze des Geräts die elektrischen Impulse für die Herzaktivität ab.

Trotz der geringen Größe der Kardiokapsel beträgt die geschätzte Lebenszeit der Batterie zehn Jahre. Das System reagiert auf den Aktivitätsgrad des Patienten, indem es die Schrittmachertätigkeit automatisch anpasst. Es ist für MRT-Untersuchungen aller Körperregionen zugelassen und hält dem Patienten so den Zugang zu den fortschrittlichsten diagnostischen Bildgebungsverfahren offen.

“Die Kardiokapsel ist für Patienten bestimmt, die von einer Einkammerstimulation im rechten Ventrikel profitieren und aus bestimmten Gründen einen herkömmlicher transvenösen Schrittmacher nicht bekommen können – zum Beispiel bei Infektionen des Herzschrittmachers, einem schwierigen venösen Zugang oder bei Dialyse- und Tumorpatienten. Mit dieser Therapie schließen wir eine Versorgungslücke und bieten unseren Patienten eine sichere Alternative zum transvenösen Herzschrittmacher“, so der Chefarzt der Kardiologie, Dr. Martin Koval. Er geht davon aus, dass in etwa 25 Jahren alle Patienten, die einen Herzschrittmacher benötigen, mit diesem System versorgt werden.

Das System ist in der Welt kein Novum. Die weltweit erste Implantation der Kardiokapsel fand am 10.12.2013 in Österreich statt, in Deutschland wurde sie am 2. Juni 2015 zum ersten Mal eingesetzt. Seitdem wurde die Wirksamkeit und Sicherheit in mehreren weltweiten Studien nachgewiesen. Aufgrund dessen erhielt die Kardiokapsel auch die CE-Kennzeichnung.